Praktika führen beide Seiten zum Erfolg

Süderländer Volksfreund vom 24.03.24 von Peter von der Beck
Neuenrade/Balve – „Die Zeiten haben sich komplett gedreht.“ Der Leiter der Städtischen Realschule Balve, Thomas Münch, und Berufsorientierungsberater Olaf Weber können sich noch an ganz ander Umstände erinnern. Da mussten sich Schüler massiv engagieren, sich gegen viel Konkurrenz durchsetzen, viele Bewerbungen schreiben, um eine Ausbildung zu bekommen.
Das ist lange her und für die beiden jungen Auszubildenden Joanna Leonhard und Iason Thiele sicher kaum nachvollziehbar. Und Lukas Hennemann, der sich bei der Kohlhage-Gruppe auch um die Ausbildung der Jugendlichen kümmert, ist sicher froh, zwei neue und fitte Azubis zu haben. Leonhard macht eine Ausbildung zur Industriemechanikerin und Iason wird bei Kohlhage zum Werkzeugmechaniker ausgebildet. Die junge Frau ist technikaffin, hatte in dem Bereich auch „immer gute Noten“. Und Iason freut sich ganz offensichtlich auch auf den neuen Lebensabschnitt, er hat ebenso wie Joanna über verschiedene Praktika und ein Technikprojekt herausgefunden, dass dieser Bereich etwas für ihn ist. Gleich nach dem Praktikum habe man ihm einen Ausbildungsvertrag angeboten.
Man kennt sich
So fangen Joanna Leonhard und Iason Thiele zum 1. August bei Kohlhage an. Das freut natürlich auch Schulleiter Münch und den Berufsorientierungsberater Weber, die so manchen Mitarbeiter im Rahmen des Rundgangs bei Kohlhage als einstigen Schüler der Realschule wiedererkannten. Auch Lukas Hennemann ging dort zur Schule. Die beiden neuen Azubis Leonhard und Thiele werden zunächst elf Monate in der Lehrwerkstatt in Lüdenscheid verbringen, bevor es dann mit der betrieblichen Ausbildung bei Kohlhage weiter geht.
Eine Stunde Fahrt zur Lehrwerkstatt
Die beiden werden von Balve aus mit dem Bus fahren und werden für eine Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sicher eine Stunde pro Strecke unterwegs sein. Wenn es geht, werden Fahrgemeinschaften mit älteren Azubis gebildet. Die Erreichbarkeit von Ausbildungsstellen und Berufsschule sei dabei „ein großes Thema“ bei den jungen Leuten, sagte Olaf Weber. Je nachdem, wo die Jugendlichen Ausbildungsstellen finden würden, könne es schwierig werden. Berufsorientierungsberater Weber: „Es gibt Überlegungen, hier vielleicht eine Lösung mit einem Bürgerbus zu finden.“
Digitalisierung und KI
Insgesamt haben sich die Anforderungen an die Realschule analog zu den Ausbildungen auch geändert. Die Digitalisierung ist weit fortgeschritten, analoge Kreidetafeln gibt es nicht mehr. Zur Digitalisierung geselle sich zudem nun die Künstliche Intelligenz hinzu, erläuterte Münch. Berufsorientierungsberater Weber betonte, dass es inzwischen auch eine stärkere Individualisierung gebe. Schüler suchen sich heutzutage drei Berufsfelder aus, machen dann entsprechende Praktika und man gehe individueller auf die Schüler ein. Als Schule sei man zudem sehr flexibel. „Wenn nicht grade Klausurphase ist, dann ist auch jederzeit eine Freistellung für ein Schnupperpraktikum möglich,“ ergänzte Münch.
Etwas herstellen
Bei Kohlhage jedenfalls kümmert man sich intensiv um den Nachwuchs – auch bei den Praktika. So durften die Teilnehmer des Technik-Praktikums selbst etwas herstellen. Zuletzt war es die Herstellung eines individuellen Leuchtschildchens. Lukas Hennemann jedenfalls erläuterte, dass es Ziel sei, jedes Jahr drei bis vier Azubis für den technischen Bereich zu finden und vier bis fünf kaufmännische Azubis.